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PERSÖNLICHE ERFAHRUNGEN AUS DER CORONA-ZEIT | TEIL 2

"Was lehrt mich die Corona-Zeit?" fragte sich auch Sr. M. Leokadia Ebel in der 1. und 2. Welle:

Viele Erfahrungen beziehen sich auf die zweite und dritte Welle. Die erste mit all den Diskussionen um Ursache und Erstherd des Virus hatte mich ein Stück von der menschlichen Tragik abgelenkt. Aber dann hat das Beben über die Welt den Atem anhalten lassen.
Bedeutsam war für mich die Tatsache, dass die Angst eine schlechte Lehrmeisterin ist. Sich in großer Entschlossenheit den Vorschriften, Maßnahmen und Regeln aktiv anzupassen, brachte eine gewisse Routine in meinen Alltag.
Und das war eine neue Erfahrung, wie die strenge Disziplin in der Gemeinschaft angenommen wurde. Ob so etwas zu «normalen» Zeiten möglich gewesen wäre? Staunen!
Ich hatte viel Aufmerksamkeit, wie die Verläufe im Pflegeheim sind, aber ich ließ das Virus nicht zum «großen, fressenden Tier» für mich und meine nähere Umgebung werden. Das war natürlich für uns auch leichter, da wir keine einzige Erkrankung hatten. Da Außenkontakte (Arztbesuche, Einkauf, Besuche) auf das Äußerste beschränkt waren, entstand erst einmal ein Vakuum, eine Hilflosigkeit.
Dann entdeckte ich das Geschenk der Zeit. Bücher, geistliche Gedichte, das Gebet, das Warten und Stillesein bekamen wieder mehr Platz. Ein Leuchten über der «Arbeitslosigkeit».
Aber ohne Kontakte und Beziehungen, wenn auch teilweise am Telefon, ist solch eine Zeit schwer durchzustehen. Vor allem rief ich ältere Leute an, von denen ich wusste, dass sie alleine leben. (Das bezog sich vor allem auf die Zeit meiner Tätigkeit im Hotel St. Elisabeth.)
Dann zog ich im August nach St. Anna. Wie sonst nie in meinem Ordensleben, sind die Mitschwestern in den betroffenen Provinzen und Vikariaten zur betenden Sorge geworden. Insgesamt wurde mein Denken weiter, die wechselnd betroffenen Länder holten das Land und das Leid zu mir heran und ins Gedenken.
Mit Dankbarkeit nahm ich die Nachrichten in mir auf, die vom Schutz der Natur, des Klimas berichteten, da Flieger und Autos reduziert im Einsatz waren. Ich/wir lerne(n) mehr Verantwortung für Mensch und Natur. Bei weiteren Gefährdungen und einer vierten Welle ist strenge Disziplin und Verantwortlichkeit, aber ein vertrauendes, frohes Herz gefragt.

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